Demenz als Herausforderung für die Gesellschaft – verschiedene Vorträge bei der 3. Bayerischen Demenzwoche am LfP
240.000 Menschen mit Demenz leben in Bayern – Tendenz steigend. Das bedeutet eine große Herausforderung für die Gesellschaft. „In Bayern haben wir das längst erkannt und verfolgen seit 2013 die Bayerische Demenzstrategie“, erläuterte Gesundheits- und Pflegeminister, Klaus Holetschek, bei seiner Begrüßung zur Demenzwoche am Bayerischen Landesamt für Pflege (LfP). „Es geht um die Fragen der Versorgung, um Selbstbestimmung, um Lebensqualität aller Beteiligten und um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb möchte ich bei den Menschen in Bayern noch viel mehr das Bewusstsein für das Thema Demenz schaffen. Genau dafür gibt es die Bayerische Demenzwoche.“
„Aufgrund der hohen Lebenserwartung und der demografischen Veränderungen kann bis 2030 von einem Anstieg auf 300.000 Menschen ausgegangen werden, die in Bayern mit einer Demenz leben“, fügte Achim Uhl, der Leiter des Bayerischen Landesamtes für Pflege, hinzu. „Bei gleichbleibendem Demenzrisiko, das mit zunehmendem Alter ansteigt, wächst die Zahl der Betroffenen in den kommenden 15 Jahren um 40 Prozent. In Bayern wären dann rund 400.000 Bürgerinnen und Bürger von Demenz betroffen. Angesichts dieser Zahlen ist es umso wichtiger, dass die Gesellschaft für das Thema Demenz sensibilisiert wird.“
Auch Referent Prof. Dr. Christian Rester von der Technischen Hochschule Deggendorf sieht die Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Im späteren Verlauf treten oft Symptome wie Aggression oder Depressionen auf, die Angehörige und auch professionelle Pflegekräfte zusätzlich belasten. Es braucht das Reden über diese Erschwernisse, damit die Betroffenen sich nicht alleingelassen fühlen.“ Außerdem sehe die Forschung, dass weniger nur Medikamente, sondern viele andere Dinge wie Ernährung, Bewegung, soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Menschen mit Demenz helfen: „Menschen, die gute Zuhörer haben, sind länger in der Lage, mit ihren Veränderungen umzugehen. Gute Gespräche schützen vor einem schweren Verlauf der Demenz. Im Gegensatz dazu sehen wir, dass das Risiko, nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation an Demenz zu erkranken, elfmal so hoch ist. Deshalb muss es uns beispielsweise auch gelingen, Krankenhausaufenthalte im hohen Alter möglichst zu reduzieren.“ Insgesamt müsse eine Kultur dafür geschaffen werden, Menschen mit Demenz gegenüber eine wertschätzende Haltung einzunehmen und sie gut zu begleiten und zu integrieren.
Die Teilhabe von Menschen mit Demenz, die noch zuhause wohnen, ist auch ein wichtiges Ziel des Bayerischen Demenzfonds. Durch Mittel aus dem Fonds werden Angebote gefördert, die es Menschen mit Demenz und ihren Zu- und Angehörigen ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben „und den Betroffenen im besten Fall auch die Chance bieten, einen aktiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten“, so Referentin Dr. Eva-Luisa Schnabel, Leiterin des Fachreferats „Demenz und Teilhabe“ am LfP, wo der Bayerische Demenzfonds angesiedelt ist. „Das ist wichtig, damit sich Menschen mit Demenz von der Gesellschaft wertgeschätzt fühlen und als aktive Mitgestalterinnen und –gestalter erleben können.“ Hilfestellung in Sachen Antragstellung und hilfreiche Tipps gab es anschließend von Kathrin Fischer von der Geschäfts- und Bewilligungsstelle des Demenzfonds. „Beim Antrag gilt es einiges zu beachten. Wir von der Geschäfts- und Bewilligungsstelle beraten und unterstützen Antragstellerinnen und Antragsteller dabei jederzeit gerne.“
Sabine L. Distler und Georg Weigl vom Curatorium Altern gestalten in Franken stellten mit „Kulturpaten & -gäste – Gemeinsam der Kultur auf der Spur“ ein gelungenes Angebot vor, das vom Bayerischen Demenzfonds gefördert wurde. „Viele ältere Menschen und Menschen mit Demenz trauen sich nicht mehr alleine aus dem Haus, die Angehörigen haben oft keine Zeit neben der Pflege und dem eigenen Berufsalltag auch noch kulturelle Unternehmungen zu machen“, erklärte Georg Weigl. „Deshalb bilden wir ehrenamtliche Kulturpaten aus, die Einzel- und auch Gruppenbegleitungen in Museen, Theater oder zu Sportveranstaltungen anbieten.“ „Damit wir nicht nur Kulturpaten und interessierte Kulturgäste haben, suchen wir auch geeignete Kulturangebote“, fügte Sabine L. Distler hinzu. „Wir gehen in den Dialog mit Kultur- und Freizeitanbietenden, die ein alters- oder demenzsensibles Angebot umsetzen könnten. Wir bauen die Brücken zwischen der Kultur und den ehrenamtlichen Kulturpaten.“
Eine große Herausforderung im Umgang mit Menschen mit Demenz kann oft die Sprache sein. „Gesunde Menschen filtern jede neue Information, die sie bekommen nach ‚wichtig‘ und ‚unwichtig‘“, erklärte Dr. Valentina Tesky von der Goethe-Universität Frankfurt am Main in ihrem Vortrag. „Bei Menschen mit Demenz ist quasi dieser Filter kaputt. Und das korrekte Einsortieren von relevanten Informationen ist gestört. Demenzkranken können neue Informationen nicht so abspeichern und abrufen, wie gesunde Menschen. Das erschwert die Kommunikation oftmals.“ Deshalb sei es vor allem wichtig, kurze, einfache Sätze zu benutzen, deutlich und langsam zu sprechen, Blickkontakt aufzunehmen, gegebenenfalls verschiedene Sinnesorgane anzusprechen – zum Beispiel mit Musik oder einer Berührung am Arm. „Natürlich ist dabei immer darauf zu achten, dass die Privatsphäre gewahrt wird. Es hilft auch, wichtige Wörter zu betonen und möglichst nur einen prägnanten Inhalt in einen Satz zu verpacken. Auf Volksweisheiten, Sprichwörter oder Redewendungen sollte man verzichten. Oft sind diese nämlich nicht (mehr) bekannt und verwirren die Betroffenen zusätzlich.“ Ein allgemeingültiges „Rezept“ zur richtigen Kommunikation mit Menschen mit Demenz gebe es aber nicht, denn jede Demenz sei anders.
„Umso wichtiger ist es, dass wir alle Menschen mit einer Demenz Akzeptanz und Verständnis entgegenbringen. Wir müssen versuchen, Betroffene und ihre Zu- und Angehörigen dabei zu unterstützen, mit der Situation bestmöglich umzugehen, um möglichst gut mit der Erkrankung leben zu können“, resümierte LfP-Leiter Achim Uhl.
Demenz als Herausforderung für die Gesellschaft – verschiedene Vorträge bei der 3. Bayerischen Demenzwoche am LfP
240.000 Menschen mit Demenz leben in Bayern – Tendenz steigend. Das bedeutet eine große Herausforderung für die Gesellschaft. „In Bayern haben wir das längst erkannt und verfolgen seit 2013 die Bayerische Demenzstrategie“, erläuterte Gesundheits- und Pflegeminister, Klaus Holetschek, bei seiner Begrüßung zur Demenzwoche am Bayerischen Landesamt für Pflege (LfP). „Es geht um die Fragen der Versorgung, um Selbstbestimmung, um Lebensqualität aller Beteiligten und um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb möchte ich bei den Menschen in Bayern noch viel mehr das Bewusstsein für das Thema Demenz schaffen. Genau dafür gibt es die Bayerische Demenzwoche.“
„Aufgrund der hohen Lebenserwartung und der demografischen Veränderungen kann bis 2030 von einem Anstieg auf 300.000 Menschen ausgegangen werden, die in Bayern mit einer Demenz leben“, fügte Achim Uhl, der Leiter des Bayerischen Landesamtes für Pflege, hinzu. „Bei gleichbleibendem Demenzrisiko, das mit zunehmendem Alter ansteigt, wächst die Zahl der Betroffenen in den kommenden 15 Jahren um 40 Prozent. In Bayern wären dann rund 400.000 Bürgerinnen und Bürger von Demenz betroffen. Angesichts dieser Zahlen ist es umso wichtiger, dass die Gesellschaft für das Thema Demenz sensibilisiert wird.“
Auch Referent Prof. Dr. Christian Rester von der Technischen Hochschule Deggendorf sieht die Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Im späteren Verlauf treten oft Symptome wie Aggression oder Depressionen auf, die Angehörige und auch professionelle Pflegekräfte zusätzlich belasten. Es braucht das Reden über diese Erschwernisse, damit die Betroffenen sich nicht alleingelassen fühlen.“ Außerdem sehe die Forschung, dass weniger nur Medikamente, sondern viele andere Dinge wie Ernährung, Bewegung, soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Menschen mit Demenz helfen: „Menschen, die gute Zuhörer haben, sind länger in der Lage, mit ihren Veränderungen umzugehen. Gute Gespräche schützen vor einem schweren Verlauf der Demenz. Im Gegensatz dazu sehen wir, dass das Risiko, nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation an Demenz zu erkranken, elfmal so hoch ist. Deshalb muss es uns beispielsweise auch gelingen, Krankenhausaufenthalte im hohen Alter möglichst zu reduzieren.“ Insgesamt müsse eine Kultur dafür geschaffen werden, Menschen mit Demenz gegenüber eine wertschätzende Haltung einzunehmen und sie gut zu begleiten und zu integrieren.
Die Teilhabe von Menschen mit Demenz, die noch zuhause wohnen, ist auch ein wichtiges Ziel des Bayerischen Demenzfonds. Durch Mittel aus dem Fonds werden Angebote gefördert, die es Menschen mit Demenz und ihren Zu- und Angehörigen ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben „und den Betroffenen im besten Fall auch die Chance bieten, einen aktiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten“, so Referentin Dr. Eva-Luisa Schnabel, Leiterin des Fachreferats „Demenz und Teilhabe“ am LfP, wo der Bayerische Demenzfonds angesiedelt ist. „Das ist wichtig, damit sich Menschen mit Demenz von der Gesellschaft wertgeschätzt fühlen und als aktive Mitgestalterinnen und –gestalter erleben können.“ Hilfestellung in Sachen Antragstellung und hilfreiche Tipps gab es anschließend von Kathrin Fischer von der Geschäfts- und Bewilligungsstelle des Demenzfonds. „Beim Antrag gilt es einiges zu beachten. Wir von der Geschäfts- und Bewilligungsstelle beraten und unterstützen Antragstellerinnen und Antragsteller dabei jederzeit gerne.“
Sabine L. Distler und Georg Weigl vom Curatorium Altern gestalten in Franken stellten mit „Kulturpaten & -gäste – Gemeinsam der Kultur auf der Spur“ ein gelungenes Angebot vor, das vom Bayerischen Demenzfonds gefördert wurde. „Viele ältere Menschen und Menschen mit Demenz trauen sich nicht mehr alleine aus dem Haus, die Angehörigen haben oft keine Zeit neben der Pflege und dem eigenen Berufsalltag auch noch kulturelle Unternehmungen zu machen“, erklärte Georg Weigl. „Deshalb bilden wir ehrenamtliche Kulturpaten aus, die Einzel- und auch Gruppenbegleitungen in Museen, Theater oder zu Sportveranstaltungen anbieten.“ „Damit wir nicht nur Kulturpaten und interessierte Kulturgäste haben, suchen wir auch geeignete Kulturangebote“, fügte Sabine L. Distler hinzu. „Wir gehen in den Dialog mit Kultur- und Freizeitanbietenden, die ein alters- oder demenzsensibles Angebot umsetzen könnten. Wir bauen die Brücken zwischen der Kultur und den ehrenamtlichen Kulturpaten.“
Eine große Herausforderung im Umgang mit Menschen mit Demenz kann oft die Sprache sein. „Gesunde Menschen filtern jede neue Information, die sie bekommen nach ‚wichtig‘ und ‚unwichtig‘“, erklärte Dr. Valentina Tesky von der Goethe-Universität Frankfurt am Main in ihrem Vortrag. „Bei Menschen mit Demenz ist quasi dieser Filter kaputt. Und das korrekte Einsortieren von relevanten Informationen ist gestört. Demenzkranken können neue Informationen nicht so abspeichern und abrufen, wie gesunde Menschen. Das erschwert die Kommunikation oftmals.“ Deshalb sei es vor allem wichtig, kurze, einfache Sätze zu benutzen, deutlich und langsam zu sprechen, Blickkontakt aufzunehmen, gegebenenfalls verschiedene Sinnesorgane anzusprechen – zum Beispiel mit Musik oder einer Berührung am Arm. „Natürlich ist dabei immer darauf zu achten, dass die Privatsphäre gewahrt wird. Es hilft auch, wichtige Wörter zu betonen und möglichst nur einen prägnanten Inhalt in einen Satz zu verpacken. Auf Volksweisheiten, Sprichwörter oder Redewendungen sollte man verzichten. Oft sind diese nämlich nicht (mehr) bekannt und verwirren die Betroffenen zusätzlich.“ Ein allgemeingültiges „Rezept“ zur richtigen Kommunikation mit Menschen mit Demenz gebe es aber nicht, denn jede Demenz sei anders.
„Umso wichtiger ist es, dass wir alle Menschen mit einer Demenz Akzeptanz und Verständnis entgegenbringen. Wir müssen versuchen, Betroffene und ihre Zu- und Angehörigen dabei zu unterstützen, mit der Situation bestmöglich umzugehen, um möglichst gut mit der Erkrankung leben zu können“, resümierte LfP-Leiter Achim Uhl.